Meine ganz eigene Definition von Macht

Von Valérie Francès-Pecker
Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Meine ganz eigene Definition von Macht
Meine ganz eigene Definition von Macht

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Macht – das definiere ich einfach anders als andere

Niemanden traf ich bisher, der meine Definition teilte

Im Jahre 2014 war ich in Berlin und flog mit einer neuen Bekanntschaft, einem Maledom-Pärchen aus der SZ, abends aus.  Er hatte also seine „Sklavin“ dabei und ich meine „Kinder“, einen Jungen und ein Mädchen. Mein “Sohn” war 26 Jahre alt, meine “Tochter” erst 19. Ach ja, und falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte – ich war 30. Und immer wieder muss ich dieses Verhältnis der Macht erklären.


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Meine ganz eigene Definition von MachtIch wurde gefragt, ob das „Ageplay“ sei, was ich verneinte. Ageplay, da „spielt“ man ein Alter, was man nicht hat, behandelt die „Kinder“ anders, eben wie kleine Kinder, was ich nicht tue. Meine Kinder sind erwachsen und selbstständig, und sie haben ihr reales Alter.

Mein Sohn ist ein Mysogynist, zu deutsch ein Frauenhasser. Er bewegt sich bedingt im SM-Bereich und hat polyamouröse Beziehungen. Immer wieder mal ist er mit masochistischen Borderlinerinnen zusammen, und im Einvernehmen schlägt er sie auch – am liebsten mit dem Gürtel. Er blickt auf Frauen herab, außer zu mir. Ich bin seine Mutter und ich habe das letzte Wort. Seine leibliche Mutter lebt nicht mehr und ich bin nunmehr die einzige Frau auf der Welt, zu der er noch aufschaut. Wir haben Meinungsverschiedenheiten und ich bin beileibe nicht mit allem einverstanden, was er tut, aber in letzter Konsequenz habe ich das letzte Wort. Weil er mir vertraut, weil er weiß, dass meine Entscheidungen richtig sind, weil ich ihn seine Grenzen selbst finden lasse und weil er meiner Führung bedarf.

Wenn ich sie sexuell benutzen lasse, bin ich immer dabei

Bei meiner Tochter verhält sich das schon ganz anders. Sie ist jung und braucht sehr viel Zuneigung und Liebe. Die gebe ich ihr, aber – im Gegensatz zu meinem Sohn – quäle ich sie auch. Ich berühre sie nicht sexuell, nie – aber ich lasse sie benutzen. Und ich bin immer dabei und erfreue mich daran.

„Tust du ihm auch schlimme Dinge an?“, fragte sie mich kürzlich. „Nein“, antwortete ich. „Aber warum denn mir?“ Naja, sie ist eben ein Mädchen. Sie hat das nicht verstanden…

Macht, das ist für mich nicht das Anwenden von Regeln, das Aufstellen von Strafkatalogen und das anschließende „Bestrafen“ – aber bitte nur so lange, wie SUB daran auch noch Spaß hat.

Macht ist für mich die Möglichkeit, alles tun zu können, mit wem ich will, wann immer ich es will. Wer meins ist, der geht eine dauerhafte Beziehung mit mir ein. Der entscheidet sich zwischen JA oder NEIN, nicht für ein „JA, ABER…“ mit anschließender Abgabe der Tabu-Liste. Eine Dom-Sub-Beziehung ist etwas von einer gewissen Zeitdauer, die irgendwann beginnt und in der Regel irgendwann auch wieder endet. Ein Kind hat man ein Leben lang.

Sexuelle Kontakte gibt es nie direkt – und das ist auch gut so

Ich kann mir unendlich viele Subs anschaffen, wenn ich das will, aber ich schaffe mir nicht unendlich viele Kinder an. Ich stehe hinter diesen Verbindungen und weiß, dass auch meine Kinder das tun.

Macht, das heißt für mich nicht, SUB auf dem Boden knien zu lassen oder sie mit Halsbändern zu kennzeichnen. Meine Kinder dürfen neben mir auf dem Stuhl sitzen und müssen mich nicht fragen, wenn sie zur Toilette wollen. Ich bin nicht ihre „Herrin“, ich bezahle für sie, wenn wir weggehen und schlafe nicht mit ihnen in einem Bett. Sexuelle Kontakte gibt es nie direkt und sie haben die Freiheit, ihr Leben zu leben. Solange ich sehe, dass sie das gut tun, werde ich sie nicht beschneiden.

Macht bedeutet für mich ebenso Willkür

Macht heißt für mich aber auch, dass ich jederzeit Willkür vorherrschen lassen kann. Dass ich meinen Sohn für meine Zwecke einspannen und mein Mädchen nach meinem Gutdünken foltern, quälen und benutzen lassen kann.

Das wissen sie und ihre Hörigkeit bestärkt meine Macht, und das MACHT mich an. Wer sich mit mir einlässt, für den gilt: Ganz oder gar nicht!

Betrachten wir nun aber mal das Thema Macht ganz rationell:

Da gibt es die physische Macht, die ein Mann durch körperliche Überlegenheit über eine Frau ausüben kann oder die ich durch und beim Fesseln auf mein Opfer anwende. Es gibt die geschenkte Macht, die ein Sub seinem Top freiwillig gibt, „dominiere mich, tu mit mir, was du möchtest“. Aber eben nur solange, wie Sub Lust darauf hat, für die Dauer eines Spiels oder einer Beziehung – egal. Wenn Sub nicht mehr will, hat der mächtige auch keine Macht mehr. Wie weit diese Macht „echt“ ist, darüber scheiden sich die Geister.

Es gibt erzwungene Macht, aufgebaut und ausgeübt durch Druck. So kann ich jemanden mittels der nötigen „Rückversicherung“ immer weiter treiben, weiter bringen als er sich hätte jemals vorstellen können zu gehen und – wenn ich das möchte – seine Qual ins Unermessliche steigern.

Macht durch Manipulation bevorzuge ich

Und – mein persönlicher Favorit – Macht durch Manipulation. So gehe ich meinem Gegenüber nicht an den Hals, sondern in den Kopf, manipuliere ihn oder sie, mache ihn gefügig und besetze Raum in seinen Gedanken. Die daraus resultierende emotionale Abhängigkeit gibt mir Macht. Und diese Macht bringt Verantwortung mit sich. Verantwortung, diese Macht nicht zu missbrauchen. Verantwortung, mein Gegenüber nicht plötzlich fallen zu lassen, denn weder Netz noch doppelter Boden würden ihn auffangen. Aber auch Verantwortung, das Macht-Spiel nicht bis ins Unendliche weiterzutreiben.

Der Gedanke reizt – wie weit könne man wohl gehen? Ich stehe auf Absolutes – und Vorsicht ist geboten, treffe ich einen Menschen, der ähnlich extrem denkt wie ich. Im Nu befindet man sich in dieser Spirale, die sich immer weiter schraubt. Höher, schneller, weiter – viele SMer kennen dieses „Problem“.

Wer sagt Stop, wenn zwei sich gegenseitig immer weiter pushen? Wo ist das Ende der Fahnenstange? Wenn Sub so ist, wie ich mir das wünsche, dann kann nicht Sub es sein, der den Run stoppt. Ich muss es tun, denn es obliegt nicht nur meiner Macht, immer weiter zu gehen, sondern auch, die Grenze festzulegen, an der meine Macht über den anderen endet.

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