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Trans* – was ist das eigentlich und wie unterscheiden sie sich?
Nicht erst seit der Möglichkeit, im Geburtenregister das Geschlecht "divers" eintragen zu lassen, geistert der Begriff "intersexuell" durch viele Medien und Köpfe. Wer jedoch nicht selbst betroffen ist, weiß nicht genau, was sich dahinter verbirgt und nutzt vielleicht Bezeichnungen wie "transsexuell" oder gar "Transvestit" simultan.
Hier bestehen jedoch teils große Unterschiede, die für Laien nicht leicht zu durchschauen sind. Denn andererseits gibt es auch viele Gemeinsamkeiten und die Grenzen sind oftmals fließend. Um Verwechslungen in Zukunft zu vermeiden, soll nachfolgender Überblick helfen.
Häufig verwechselte Begriffe in der Übersicht
1. Intersexuell, Zwitter, Hermaphrodit
Als "intersexuell" – "inter" bedeutet "zwischen" – wird eine Person bezeichnet, die sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsmerkmale aufweist. Bei der Intersexualität handelt es sich somit um eine Störung der Geschlechtsentwicklung, die auf vielen verschiedenen Ursachen beruhen kann. In diesem Zusammenhang fallen auch Begriffe wie "Hermaphroditismus" oder "Zwitter", wobei diese Krankheitsbilder genau genommen nur einen kleinen Teil der intersexuellen Variationen darstellen.
Generell kann nämlich jede Abweichung vom Erscheinungsbild eines Mannes bzw. einer Frau sowie jede genetische Anomalie, die die Geschlechtsentwicklung betrifft, als Intersexualität bezeichnet werden. So gehören bereits hormonelle Auffälligkeiten, die beispielsweise eine vergrößerte Brust bei Männern oder einen starken Haarwuchs bei Frauen auslösen, dazu. Typischerweise werden jedoch Menschen als intersexuell bezeichnet, wenn Ihre Geschlechtsorgane uneindeutig sind, wenn also beispielsweise die Klitoris stark vergrößert ist. Es kann aber auch passieren, dass ein Mensch sowohl Eierstöcke als auch Hoden aufweist. Ursächlich sind zumeist eine fehlerhafte Verteilung der Chromosomen oder eine fehlende Entwicklung der Geschlechtsdrüsen. Einige Intersexuelle sind hierdurch nicht in der Lage, Kinder zu bekommen bzw. zu zeugen.
Problematisch ist hierbei, dass Intersexuelle häufig schon nach der Geburt umoperiert werden, um sie eindeutig einem Geschlecht zuordnen zu können. Dies kann jedoch schwere psychische Problem im Teenager- und Erwachsenenalter hervorrufen.
2. Transsexuelle
Bei Transsexuellen liegt demgegenüber keine körperlich bedingte, uneindeutige Geschlechtszugehörigkeit vor. Allerdings hat die betroffene Person das Gefühl, als würde sie im falschen Körper leben. Aus diesem Grund möchte sie eine Geschlechtsangleichung vornehmen lassen. Dies bedeutet also, dass Transsexuelle sich einer Hormontherapie sowie des Weiteren chirurgischen Eingriffen unterziehen möchten, um eine Transformation vom Mann in eine Frau bzw. umgekehrt zu durchlaufen. Hierbei lassen sich die Männer beispielsweise den Penis entfernen, eine Vagina formen sowie Brustimplantate einsetzen.
Transsexualität ist also eher psychisch bedingt. Im Gegensatz hierzu liegt bei der Intersexualität eine körperliche Anomalie vor. Allerdings kann es bei der Intersexualität ebenfalls zu einer Identitätskrise kommen, sodass sich Transsexualität und Intersexualität auf psychischer Ebene nicht per se ausschließen. Zudem wird auch eine genetische Disposition für Transsexualität diskutiert, sodass einige Wissenschaftler die Transsexualität als Sonderfall der Intersexualität ansehen.
★ Intersexualität auf Wikipedia
Im Zusammenhang mit Transsexuellen kommen zudem die Begriffe "Transmann" und "Transfrau" häufig vor. Hierbei ist ein biologischer Mann, der sich wie eine Frau fühlt, eine "Transfrau" oder eine "Mann-zu-Frau Transsexueller". Dementsprechend ist eine Frau, die gerne ein Mann wäre, ein "Transmann" bzw. eine "Frau-zu-Mann Transsexuelle".
3. Transgender
Oftmals fällt die Unterscheidung zwischen "Transsexuellen" und "Transgender" besonders schwer. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Konzept des Transgenders von Nichtbetroffenen häufig als sehr abstrakt angesehen wird. Zudem kann die Bezeichnung als Oberbegriff für Menschen angesehen werden, die sich stark mit dem anderen Geschlecht identifizieren. Dies ist eben auch bei Transsexuellen der Fall.
Beide Gruppen fühlen sich also irgendwie im falschen Körper. Im Gegensatz zu Transsexuellen möchten sich Transgendermänner und ‑frauen jedoch im Normalfall nicht umoperieren lassen. Sie lehnen eher das Konzept von gesellschaftlich geprägten Geschlechterrollen ab. Transgendermänner möchten also üblicherweise Männer bleiben. Sie wollen aber auch Ihre weibliche Seite zeigen können oder stellen sich komplett gegen eine Zuordnung zu irgendeinem Geschlecht. Hierzu können Sie beispielsweise Frauenkleidung tragen, sich die Haare lang wachsen lassen, feminine Gesten übernehmen oder in Berufen arbeiten, die die Gesellschaft üblicherweise als besonders weiblich ansieht. Sie können zudem einen Frauennamen annehmen oder sich geschlechtsneutral ansprechen lassen.
Der Transgenderbegriff (auch Transe) steht also für all jene, die geschlechtsspezifische Grenzen überschreiten und sich nicht in ein bestimmtes, etwa gesellschaftlich oder religiös geprägtes, Geschlechterbild drängen lassen.
4. Transvestiten
Ein gern gesehener Gast in vielen Fernsehshows ist Olivia Jones. Sie fällt nicht nur durch ihr freches Mundwerk, sondern vor allem durch das grelle Make-up, hohe Turmfrisuren, schillernde Kleider und gewagte High Heels auf. Biologisch gesehen ist Frau Jones jedoch ein Mann. Wie die vielen anderen Transvestiten – kurz Transen – in Deutschland und auf der ganzen Welt liebt er es jedoch, Frauenkleider anzuziehen und damit seine weibliche Seite auszuleben. Umgekehrt gibt es aber auch weibliche Transen, die sich gerne als Mann verkleiden.
Bei Transen liegt also keine körperliche Störung vor und sie möchten sich auch nicht umoperieren lassen. Sie fallen aber unter die Gruppe der "Transgender", da auch sie sich nicht vollkommen mit ihrem eigentlich Geschlecht identifizieren bzw. aus den üblichen Rollenklischees ausbrechen möchten. Allerdings fühlen sich viele Transvestiten nicht dauerhaft im falschen Körper und für einige ist das Tragen der gegengeschlechtlichen Kleidung mehr eine Art Kunst und Vergnügen.
Jedenfalls muss bei einem Transvestit der Aspekt des Tragens von Frauen- bzw. Männerkleidung hinzukommen, sodass Transsexuelle oder Person mit einem nicht eindeutig zuzuordnenden Geschlecht nicht mit "Transe" betitelt werden sollten; dies könnte sogar als Beleidigung empfunden werden.
5. Shemales
Eine weitere Gruppe der Menschen mit einer abweichenden Geschlechtsidentität ist die der zumeist aus Pornovideos bekannten "Shemales". Gleichzusetzen ist hier der Begriff "Ladyboys", obwohl dieser zumeist für junge Männer aus dem ostasiatischen Raum verwendet wird; hier werden Sie auch "Kathoey" genannt.
Ladyboys bzw. Shemales sind biologische Männer, die sich mit dem weiblichen Geschlecht identifizieren und oftmals auch bereits typisch feminine Verhaltensweisen übernommen haben. So schminken sie sich stark und tragen Frauenkleidung, ihre Bewegungen sind zudem weicher und ihre Stimmen hell.
Viele Shemales nehmen zudem weibliche Hormone ein und haben sich bereits geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen, wobei sie jedoch den Penis zumeist noch nicht haben entfernen lassen. Einige Ladyboys streben jedoch auch das an.
Ladymen sind perfekte Verwandlungskünstler und häufig auf den ersten Blick nur schwer von echten Frauen zu unterscheiden. Je nachdem wie weit ihr Wunsch geht, sich komplett in eine Frau zu verwandeln, gehören sie auch zur Gruppe Transsexuellen. Da sie zudem Frauenkleidung tragen, sind sie streng genommen auch Transvestiten.
Intersexuelle, Transen, Zwitter oder Ladyboys – Fazit
Intersexuell bezieht sich auf biologische Anomalien. Alle Begrifflichkeiten um die Vorsilbe trans* sind eher psychologischen Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm zuzuordnen, sodass sich die betroffene Person im falschen Körper fühlt. Auch die oben beschriebenen Ladymen gehören zu dieser Gruppe. Letztendlich hängen die unterschiedlichen Begriffe eng zusammen und zeigen, dass viele andere Spielarten abseits von den typisch männlich oder weiblich geprägten Rollenbildern existieren.