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Vaginale Dampfbäder für Frauen werden immer angesagter
Vaginal-Steaming: Schädlicher Intimpflege-Trend oder Gesundheitstipp?
Seit die amerikanische Schauspielerin Gwyneth Paltrow 2016 vom sogenannten Vaginal-Steaming auf ihrer Internetplattform Goop schwärmte, hat sich um diese umstrittene Praxis ein regelrechter Hype entwickelt. Vor allem nach der Periode setzen viele Frauen ihre Vaginen heißem Kräuterdampf aus. Hierfür wird mit Kräutern wie Rosmarin, Thymian, Lavendel, Ringelblumen und Wermut angereichertes Wasser zum Kochen gebracht.
Anschließend wird dann der Kräutersud unter dem Becken der Anwenderin platziert. Dadurch kann der Wasserdampf in die Vagina steigen und von dieser aufgesogen werden. Dies soll Verkrampfungen der Beckenbodenmuskulatur lösen und den weiblichen Genitalbereich reinigen. Medizinisch bestätigt sind diese positiven Auswirkungen vaginaler Dampfbäder jedoch nicht.
Vagina-Steaming nichts Neues für Afrikanerinnen und Asiatinnen
Im Gegensatz zu den USA werden vergleichbare gasförmige Kräuterkuren für den femininen Intimbereich in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern jedoch schon seit vielen Jahrhunderten praktiziert. Neben den angeblichen gesundheitlichen Vorteilen machen Afrikanerinnen von dieser Methode auch deshalb Gebrauch, weil diese die sexuelle Befriedigung des Sexualpartners erhöhen sollen. Vaginal-Steaming soll nämlich auch die Durchblutung und damit auch die Enge der Vagina verstärken.
Asiatinnen hingegen setzen ihre Vaginen dem Kräuterdampf auch aus geschlechtsspezifischen Gründen aus, ergo um sich mit ihrer Weiblichkeit zu identifizieren. Beliebt sind vaginale Dampfbäder in Asien vor allem in Korea. Deshalb werden sie in Wellnesseinrichtungen und Spa-Clubs auch oft als traditionelle koreanische Behandlungsmethode beworben.
Störung der selbstreinigenden Eigenschaften der Scheidenflora
Vaginale Dampfbäder sind auch deshalb keine von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannte Behandlungsmethode, weil die Vagina der Frau über beachtliche Selbstreinigungsfähigkeiten verfügt. Diese ermöglichen die sogenannten Döderlein-Bakterien, die verhindern, dass sich andere, schädliche Keime im Vaginalbereich ansiedeln können. Eine »Entgiftung« der Vagina im klassischen Sinne des Wortes ist somit aus medizinischer Sicht nicht nötig.
Des Weiteren steht Vaginal-Steaming im Verdacht, das saure pH-Milieu der Scheide zu entsauern und damit die Gefahr von Genitalinfektionen zu erhöhen. Während die menschliche Hautoberfläche ansonsten einen pH-Wert von etwa 5,5 aufweist, hat die Haut in der und um die Scheide einen pH-Wert von 4,5. Insbesondere sollten Frauen bei der Anwendung darauf achten, dass sie die verwendeten Kräuter vertragen. Außerdem sollte der Wasserdampf nicht zu heiß sein.
Neben der Verbrühungsgefahr besteht dann auch die Gefahr, dass der zu heiße Wasserdampf den pH-Wert der Vaginalregion negativ beeinflusst. Vor allem bei einer akuten Pilzinfektion sollten Frauen deshalb kein Vaginal-Steaming betreiben. Aber auch bei momentaner oder chronischer Scheidentrockenheit sind vaginale Dampfbäder kontraproduktiv für die Gesundheit der Frau.
Wie funktionieren Intim-Dampfbäder? In sechs Schritten zum Vaginal-Dampfbad:
- Wasser auf 100 Grad erhitzen (=kochen) und entsprechende Kräuter (am besten getrocknete) einstreuen
- Mindestens zehn Minuten kochen lassen und danach auf eine angenehme Temperatur abkühlen lassen
- Den heißen Kräutersud unter einer Stuhlkante platzieren
- Auf der Stuhlkante Platz nehmen ("unten ohne")
- Um zu verhindern, dass der Wasserdampf entweicht, am besten ein großes Duschtuch um den Unterleib wickeln (funktioniert quasi wie bei einem Erkältungs-Dampfbad)
- 20 bis 30 Minuten einwirken lassen