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Aktion erinnert an die Besetzung von Saint-Nizier
Vor genau 50 Jahren, im Juni 1975, schrieb eine Gruppe mutiger Frauen Geschichte: Über 100 Sexarbeiterinnen besetzten die Kirche Saint-Nizier im französischen Lyon. Ihr Protest war ein Aufschrei gegen Polizeigewalt, Diskriminierung und das gesellschaftliche Stigma, das bis heute auf dem ältesten Gewerbe der Welt lastet. Ihr Mut legte den Grundstein für eine Bewegung, die bis heute für Rechte, Sichtbarkeit und Selbstbestimmung kämpft.
Saint-Nizier 1975: Der Anfang einer Bewegung
Die Besetzung der Kirche Saint-Nizier war ein Akt der Verzweiflung und des Widerstands. Damals waren Sexarbeiterinnen in Frankreich – wie in vielen anderen Ländern – massiver Polizeigewalt, willkürlichen Kontrollen und gesellschaftlicher Ausgrenzung ausgesetzt.
Die Frauen suchten Schutz in der Kirche, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen. Ihr Protest wurde zum Symbol für den Kampf gegen das Stigma der Sexarbeit und für die Rechte aller, die in diesem Beruf arbeiten.
Die Aktionswoche Sexarbeit: Sichtbarkeit und Dialog
Anlässlich dieses historischen Jubiläums findet in Deutschland die Aktionswoche Sexarbeit statt. Noch bis zum 6. Juni laden zahlreiche Veranstaltungen bundesweit und online dazu ein, die Lebens- und Arbeitsrealität von Sexarbeitern kennenzulernen. Ziel ist es, Klischees zu hinterfragen, Vorurteile abzubauen und einen offenen Dialog zu ermöglichen.

Veranstaltungen der Aktionswoche Sexarbeit
Wer neugierig ist, kann während der Aktionswoche Sexarbeit eine Vielzahl spannender Events erleben:
- Bordellführungen: Einblicke in den Arbeitsalltag jenseits von Mythen und Vorurteilen.
- Tag der offenen Tür in Clubs und Studios: Gespräche mit Profis und Betreibern.
- Vorträge und Podiumsdiskussionen: Expertenwissen zu Recht, Gesundheit und Gesellschaft.
- Filmvorführungen: Dokumentationen und Spielfilme, die die Vielfalt der Sexarbeit zeigen.
- „Ask a Sexworker“-Formate: Direkter Austausch, Fragen stellen, Vorurteile abbauen.
- Vernissagen: Kunst von und über Sexarbeitern.
Diese Angebote richten sich nicht nur an Fachpublikum, sondern explizit an die breite Öffentlichkeit. Denn Sichtbarkeit ist der erste Schritt zu mehr Akzeptanz und fairen Arbeitsbedingungen.
Warum die Aktionswoche Sexarbeit so wichtig ist
Noch immer werden Sexarbeiterinnen in Deutschland und weltweit stigmatisiert. Viele arbeiten unter unsicheren Bedingungen, erleben Diskriminierung im Alltag und werden selten als Expertinnen ihrer eigenen Lebensrealität wahrgenommen.
Die Aktionswoche Sexarbeit setzt ein Zeichen: Für Respekt, Selbstbestimmung und einen differenzierten Blick auf die Branche. Damit niemand mehr für den ehrbaren Beruf einer Hure oder eines Callboys diffamiert wird.
Jenseits der Klischees: Die Realität von Sexarbeit
Sexarbeit ist vielfältig. Sie reicht von Escort-Services über Dominas bis hin zu klassischen Bordellen und Studios. Was alle eint: Die Arbeit findet oft im Verborgenen statt, aus Angst vor Ausgrenzung oder Repression. Die Aktionswoche Sexarbeit will diese Unsichtbarkeit durchbrechen und zeigen, dass Sexarbeit ein selbstbestimmter Beruf sein kann – vorausgesetzt, die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen.
Das Stigma der Sexarbeit: Ein Relikt vergangener Zeiten?
Trotz aller Fortschritte ist das Stigma rund um Sexarbeit hartnäckig. Viele Menschen verbinden mit dem Beruf Vorurteile, Unwissen oder gar moralische Verurteilung. Dabei sind Sexarbeiter Teil unserer Gesellschaft, zahlen Steuern, sorgen für ihre Familien und leisten emotionale wie körperliche Arbeit. Die Aktionswoche Sexarbeit möchte dazu beitragen, dass Sexarbeit als das anerkannt wird, was sie ist: Arbeit.
50 Jahre nach Saint-Nizier: Was hat sich verändert?
Seit dem mutigen Protest von Lyon hat sich vieles getan – und doch bleibt viel zu tun. In Deutschland ist Sexarbeit seit 2002 legal, doch die rechtlichen Rahmenbedingungen sind komplex und oft restriktiv. Viele Sexarbeiterinnen kämpfen noch immer für bessere Arbeitsbedingungen, Schutz vor Gewalt und gesellschaftliche Anerkennung. Die Aktionswoche Sexarbeit erinnert daran, dass der Kampf um Rechte und Respekt weitergeht.
Sexarbeit heute: Zwischen Selbstbestimmung und Regulierung
Die Debatte um Sexarbeit ist vielschichtig. Während einige Stimmen ein Verbot fordern, plädieren andere für mehr Rechte und Schutz. Die Aktionswoche Sexarbeit setzt auf Aufklärung statt Verbote. Sie gibt Sexarbeitern eine Stimme und fordert, dass ihre Perspektiven ernst genommen werden.
Was wünschen sich Sexarbeiterinnen?
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Recht auf sichere und selbstbestimmte Arbeit
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Schutz vor Gewalt und Ausbeutung
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Zugang zu Gesundheitsversorgung und Beratung
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Anerkennung als Beruf mit allen Rechten und Pflichten
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Abbau von Stigma und Diskriminierung
Mitmachen, zuhören, lernen: Die Einladung zur Aktionswoche Sexarbeit
Die Aktionswoche Sexarbeit ist eine Einladung an alle, sich zu informieren, Fragen zu stellen und eigene Vorurteile zu hinterfragen. Wer an einer Bordellführung teilnimmt, mit Sexarbeiterinnen ins Gespräch kommt oder einen Vortrag besucht, lernt schnell: Hinter dem Begriff Sexarbeit stehen Menschen mit Geschichten, Wünschen und Träumen.
50 Jahre nach Lyon – Die Bewegung lebt
Die Besetzung von Saint-Nizier vor 50 Jahren war ein Wendepunkt. Die Aktionswoche Sexarbeit knüpft an diesen Mut an und kämpft weiter für Sichtbarkeit, Respekt und Rechte. Sie macht deutlich: Sexarbeit ist Teil unserer Gesellschaft – und verdient Anerkennung, Schutz und faire Bedingungen.
Wer die Aktionswoche Sexarbeit besucht, setzt ein Zeichen gegen Stigma und für eine offene, aufgeklärte Gesellschaft. Denn echte Erotik beginnt im Kopf – und mit dem Mut, hinzusehen, zuzuhören und zu verstehen.