Ein Blick in die Kulturgeschichte der Partnersuche

Von Marco Dorada
Voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten
Ein Blick in die Kulturgeschichte der Partnersuche
Ein Blick in die Kulturgeschichte der Partnersuche

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Noch nie war die Partnersuche so einfach und dennoch so schwierig

Dating in der Offline- und Onlinewelt kann seine Tücken haben

Die Partnersuche hat sich im Laufe der Zeit geändert. Es ist gar nicht notwendig weit in die Vergangenheit zurückzugehen. Vor 20 Jahren traf man sich in der Disco, heute auf Tinder oder Facebook. Die Kulturgeschichte der Partnersuche untersucht die Veränderungen im Laufe der Zeit. Wer sich damit ein wenig befasst macht eine erstaunliche Erkenntnis: Zwar mögen sich die Möglichkeiten der Partnersuche verändert haben, das Grundgefühl bleibt gleich.


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Ein Blick in die Kulturgeschichte der PartnersucheVon der Anzeige zu Tinder

Die Idee der romantischen Liebe ist eine Erfindung der Neuzeit. Davor gab es die Liebesheirat selten, wie man leicht in einer Kulturgeschichte der Partnersuche nachlesen kann. Eine Beziehung war eine Zweckgemeinschaft. Der Mann versorgte die Frau, diese wiederum kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Vor allem für Frauen war eine Heirat eine Frage des Überlebens. Gefühle hatten hier keinen Platz. Die Kulturgeschichte der Partnersuche lehrt, dass diese Zeit vorbei ist. Heute dürfen sich beide Partner Gefühle erlauben.

Wer nicht das Glück hatte, einen netten Mann in der Nachbarschaft zu haben, der versuchte es mit einer Heiratsanzeige. Der Platz war leider begrenzt und es gab kaum die Möglichkeit, sich genau vorzustellen. Dating war hier Glückssache und oft entstand in einem oder in beiden Partnern der Wunsch, möglichst schnell das Weite zu suchen.

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Heute findet die Partnersuche im Internet statt. Dies erscheint auf den ersten Blick ein großer Fortschritt zu sein, doch in der Kultur der Partnersuche ist er das nicht. Im Prinzip breitet der Partnersuchende bei Tinder oder Facebook nur eine Beziehungsanzeige aus. Zugenommen hat die Oberflächlichkeit. In der Kulturgeschichte der Partnersuche haben schon immer äußere Merkmale über die inneren Werte dominiert. Das hat bei Portalen wie Tinder eine neue Dimension erreicht. Es geht nur noch um das Aussehen. Wer nicht gefällt wird einfach weggewischt. Der nächste potenzielle Partner wartet schon.

Ein Blick in die Kulturgeschichte der PartnersucheDating ist Unsicherheit

Die Kulturgeschichte der Partnersuche zeigt eine fundamentale Gemeinsamkeit zwischen früher und heute. Dating ist eine Erotik der Unsicherheit. Oft finden und fanden die Treffen in billigen Kneipen, Cafés oder Stundenhotels statt. Dies bringt sie fast zur Nähe der Prostitution. In den USA ist das in den meisten Staaten verboten. Ob nun Pärchen nach einem Date im Auto Sex hatten oder sich eine Frau dafür bezahlen ließ, kann ein Außenstehender nicht beurteilen.

Beide fanden sich auf der Polizeistation wieder. Auch in Deutschland war es nach dem Krieg nicht viel anders. Eine Frau, die bei einem Mann übernachtete, hatte schnell den Ruf, ein leichtes Mädchen zu sein. Viele Aspekte in der Kulturgeschichte der Partnersuchestammen aus den USA, lassen sich aber leicht auf die Verhältnisse in Deutschland übertragen.

Wer Männer oder Frauen datet, um damit eine Beziehung oder einen One-Night-Stand einzugehen, muss damit rechnen, dass er allein ins Bett geht. Trotz umfangreicher Profile und längerer Chats lernt man einen Partner oder eine Partnerin nicht richtig kennen. Sich auf ein Date einzulassen ist vergleichbar mit einem Abenteuer, bei dem der Ausgang mehr als ungewiss ist.

Wer statt der Kulturgeschichte der Partnersuche einen Blick in die Statistik wirft, stellt fest, dass sich die meisten Pärchen nicht bei Tinder, sondern am Arbeitsplatz kennenlernten. Dort erfährt man sehr viel mehr über den Partner als auf Facebook. Das erste Date wird ein Erfolg und bald läuten die Hochzeitsglocken.

Bei der Partnersuche wird der Mensch zur Ware

In der Kulturgeschichte der Partnersuche gibt es einen Aspekt, der nicht sehr angenehm ist, trotzdem muss er zur Sprache kommen. Dating ist Selbstausbeutung. Damit ist gemeint, dass der Partnersuchende sich selbst vermarkten muss, will er auf den Datingmarkt Erfolg haben. Es beginnt mit der angesagten Jeans, der trendigen Frisur und dem ausgefallensten Paar Schuhe. Wer sich weigert bei dieser Selbstoptimierung mitzumachen, hat sofort schlechte Karten. Der Mensch erlebt sich nicht nur als Ware, er wird zur Ware. Der Sozialphilosoph Erich Fromm hat das in seinem Buch “Haben oder Sein” schon vor mehr als 40 Jahren ausgedrückt.

Es findet keine innere Entwicklung statt, denn das ist nicht mehr notwendig. Es zählt nur das Äußere, danach werden Menschen beurteilt. Wer die neueste Armaniuhr trägt, muss ein guter, freundlicher und gefühlvoller Mensch sein. Das diese Aussage nicht stimmen, belegen die Scheidungszahlen eindrucksvoll.

Diese Verbindung von Liebe und Kommerz wird bei manchen Plattformen auf die Spitze getrieben, bei denen es nur um Bilder geht. Die Frage “Willst du mich kennenlernen?” muss der Partnersuchende alleine aufgrund des Bildes beantworten. In der Kulturgeschichte der Partnersuche ist das der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die aber noch nicht abgeschlossen sein muss.

Im Wartesaal der Beziehung

In der Kulturgeschichte der Partnersuche wurden immer wieder Modelle diskutiert, bei denen nur ein Aspekt der Beziehung betont wurde. So traf sich Marlon Brando in “Der letzte Tango in Paris” mit einer jungen Französin zu unverbindlichem Sex. Während das in den 70er Jahren für einen Skandal reichte, wird das in der Gegenwart sehr häufig praktiziert. Ausdrücke wie “Freund mit besonderen Vorzügen” oder “Freundschaft plus” machen die Veränderte Verhaltensweise deutlich. Wer weder Freundschaft noch eine Beziehung sucht, findet in den unterschiedlichen Foren viele Partner, die sich gerne darauf einlassen.

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Soweit muss man aber gar nicht gehen. Wer gerne eine Beziehung möchte, sich aber aus irgendwelchen Gründen nicht bereit dafür hält, kann mit Dating viel Zeit verbringen, ohne dass er eine Beziehung eingehen muss. Er bahnt ständig Beziehungen an, die er dann doch nicht eingeht. Fünf Minuten mit Tinder auf dem Handy im Wartezimmer eines Arztes ersetzt dann eine funktionierende Beziehung. Auch dafür gibt es in der Kulturgeschichte der Partnersuche Beispiele. Die Wohngemeinschaft wird von vielen als Vorläufer einer echten Beziehung angesehen. Man lebt eng zusammen, hat aber keine echte Beziehung.

Ein Blick in die Kulturgeschichte der PartnersuchePartnersuche – Quo vadis?

Die Kulturgeschichte der Partnersuche ist längst nicht abgeschlossen und es stellt sich die Frage, wohin die Entwicklung geht. Die Sehnsucht nach echten, tiefen Gefühlen ist vorhanden. Wer das Fernsehprogramm studiert, der findet viele Fernsehserien und Filme, die diese Sehnsucht stillen. Die Entwicklung, welche die Kulturgeschichte der Partnersuche im Augenblick nimmt, führt leider in die entgegengesetzte Richtung. Liebe und Kommerz bildeten schon immer ein Paar, doch mittlerweile scheint die Verzahnung enger geworden zu sein.

Weiter oben steht der Satz, Dating ist Selbstausbeutung. Das muss aber nicht so sein. Es liegt an jedem Einzelnen, sich dagegen zu wehren und bei der Partnersuche ein wenig Menschlichkeit zu zeigen. Geblockt zu werden oder einen Korb zu bekommen tut beides weh. Jeder sollte sich bewusst sein, dass auf der anderen Seite ein Mensch ist, der Gefühle hat. In der Kulturgeschichte der Partnersuche begann Dating immer mit dem visuellen Eindruck. Dabei sollte man aber nicht stehen bleiben.

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