WHO: Jeder Vierte leidet an Geschlechtskrankheit

Von Stephan Gubenbauer
Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten
WHO: Jeder Vierte leidet an Geschlechtskrankheit
WHO: Jeder Vierte leidet an Geschlechtskrankheit

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Weltweite Zunahme von HIV, Syphilis, Chlamydien

Unsichtbare, tödliche Gefahr für jeden Vierten

Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge stecken sich weltweit pro Tag mehr als eine Millionen Menschen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren mit sogenannten STIs an (STI ist die Abkürzung für »sexually transmitted infections«,  auf deutsch »sexuell übertragbare Infektionen«, also Geschlechtskrankheiten).


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Während Ansteckungen mit dem AIDS verursachenden Humane-Immundefizienz-Virus (HIV) glücklicherweise rückläufig sind, nehmen jene mit Syphilis, Chlamydien, Trichomonaden und Gonokokken zu. Mit den letzten vier infizierten sich 2016 gemäß der WHO 376 Millionen Menschen im Jahr. Oft erwerben sie hierbei aber auch mehr als eine STI gleichzeitig.

Die Zahl der Neuansteckungen ist um 5% höher als jene 2012. Weltweit leidet somit jeder Vierte an einer oder mehreren Geschlechtskrankheiten, also fast zwei Milliarden Menschen.

WHO: Jeder Vierte leidet an GeschlechtskrankheitAufgrund des schwächeren Immunsystems: Mehr Frauen als Männer betroffen

Obwohl die Zahl der Neuansteckungen keinen nennenswerten Unterschied zwischen Männer und Frauen erkennen lässt, leiden mehr Frauen als Männer an STIs. Frauen haben naturgemäß tendenziell ein schwächeres Immunsystem, sodass die Viren und Bakterien von Geschlechtskrankheiten in ihren Körpern in der Regel länger überdauern und gravierendere Folgen haben.

Für Peter Salama, dem Direktor für flächendeckende Gesundheitsversorgung der WHO, sei dies ein Weckruf. »Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen, damit jeder Mensch überall Dienste in Anspruch nehmen kann, um diesen beeinträchtigenden Krankheiten vorzubeugen und sie zu behandeln«, kommentierte dieser die aktuelle Entwicklung.

Folgen einer STI

Bindehautentzündungen, aber auch Totgeburten und nicht selten auch der eigene Tod können

Die WHO hat hierfür zusammen mit unabhängigen Experten 130 Studien und 900 Datensätze ausgewertet. Zusätzlich würden sich aber auch jährlich Millionen Menschen mit Genitalherpes und Humanen Papillomviren (HPV) anstecken. Die Schwere der Folgen und der dadurch bedingten Beeinträchtigungen variieren je nach Geschlechtskrankheit und je nach Verfassung des Patienten.

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Neben Bindehautentzündungen und Gelenkschmerzen in Form von Arthrosen können auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Eileiterschwangerschaften, Unfruchtbarkeit und Totgeburten Folgen einer Geschlechtskrankheit sein. Aufgrund der langfristigen und zunehmenden Schwächung des Immunsystems ist nicht selten auch der eigene Tod Folge einer STI-Infektion. Dies gilt insbesondere für AIDS und Syphilis, wobei erste STI nicht in oben genannter Studie der WHO berücksichtigt wurde.

Vor allem Infektionen mit Trichomonaden und Chlamydien

Verhältnismäßig harmlos, aber auch schlecht erkennbar

Die am häufigsten auftretende Geschlechtskrankheit ist gemäß dieser Untersuchung die Trichomonaden-Infektion. In mehr als 40 Prozent der untersuchten Ansteckungsfälle liegt eine solche Infektion vor. Somit sind hiervon pro Jahr 156 Millionen Menschen betroffen. Besagte einzellige Parasiten führen zu einer Entzündung der Geschlechtsorgane und der Harnwege.

Da dies zunächst oft nicht mit gravierenden Schmerzen oder größeren Beeinträchtigungen verbunden ist, übertragen viele Menschen die Trichomonaden beim Geschlechtsverkehr an den oder die Sexualpartner, weil sie nicht wissen, dass sie damit infiziert sind. Selbst über Oralverkehr ist das möglich. 127 Millionen und somit 36 Prozent der Neuinfizierten steckten sich 2016 mit Chlamydien an.

Ebenso wie bei Trichomonaden treten Schmerzen beim Wasserlassen oder Beschwerden wie beispielsweise Genitalausfluss erst spät auf. Somit ist auch hierbei ein besonders großes Risiko bezüglich einer unwillentlichen und unwissentlichen Übertragung gegeben.

Vor allem aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate:

Neuansteckungen mit Syphilis waren 2016 mit am Abstand am seltensten

Ebenso vergleichsweise harmlos sind Gonokokken (umgangssprachlich auch Tripper genannt). Hiermit infizieren sich jährlich 87 Millionen (23%) Menschen. Diese greifen neben den Schleimhäuten der Harnwege und Geschlechtsorgane oft auch die Bindehäute der Augen an. Bestenfalls verursachen sie nur eine Bindehautentzündung, schlimmstenfalls können sie aber auch zur Erblindung führen.

Vor allem da in den aus sexualmedizinischer Sicht kritischen Regionen oftmals noch nicht einmal die Möglichkeit eine antibiotischen Behandlung von Bindehautentzündungen besteht. Relativ wenige Menschen infizierten sich im Jahre 2016 mit der nach AIDS zweitschlimmsten Geschlechtskrankheit Syphilis. 6,3 Millionen Menschen bzw. knapp 2% der Neuinfizierten steckten sich im Laufe des Jahres mit Syphilis an.

Der Hauptgrund hierfür ist jedoch nicht etwa, dass diese Geschlechtskrankheit per se selten oder nicht besonders ansteckend ist. Vielmehr ist dies bedingt durch die heftigen, nicht zu übersehenden Folgen und die hohe Fatalität (also Sterblichkeitsrate) von Syphilis.

Die gute Nachricht

Geschlechtskrankheiten sind einfach vorzubeugen und gut heilbar

Das Hauptproblem bei allen Geschlechtskrankheiten abgesehen von AIDS ist wie so oft nicht, dass sie prinzipiell nicht einfach zu behandeln sind. Vielmehr ist die Schwierigkeit, diese in Ländern, in denen die medizinische Versorgung nicht so gut ist wie in den Ländern der sogenannten Ersten Welt, zu denen auch Deutschland gehört, rechtzeitig zu bemerken und zu behandeln.

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Auch eine ordentliche Aufklärung und Vorbeugung gestaltet sich dort oftmals erheblich schwieriger als hierzulande. Dennoch sollten sich auch die Deutschen nicht der Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema entziehen.

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