Sexpositive Bewegung fordert Konsens für jede sexuelle Begegnung

Von Stephan Gubenbauer
Voraussichtliche Lesedauer: 6 Minuten
Sexpositive Bewegung fordert Konsens für jede sexuelle Begegnung
Sexpositive Bewegung fordert Konsens für jede sexuelle Begegnung

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Beim Sex ist erlaubt, was gefällt!

Noch vor einer oder zwei Generationen waren die Menschen allen sexuellen Problemen gegenüber sehr konservativ eingestellt. Es herrschte eine Doppelmoral, bei der öffentlich angeprangert wurde, was heimlich praktiziert wurde. Das ändert sich heute zum Glück langsam aber sicher. Die sexpositive Bewegung ist jedoch der Meinung, dass es noch heute auf dem Gebiet der Erotik große Unzulänglichkeiten gibt.


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Was ist die sexpositive Bewegung?

Sexpositive Bewegung fordert Konsens für jede sexuelle BegegnungEs handelt sich dabei nicht um eine Bewegung im Sinne einer organisierten Gruppe. Vielmehr nimmt die sexpositive Bewegung eine sexpositive Haltung zu aktuellen Themen auf dem Gebiet der Erotik und zwischenmenschlichen Beziehungen ein. Sie umfasst Menschen aus allen Formen sexueller Beziehungen: heterosexuelle Paare, Schwule, Lesben, Transgender Personen, Menschen in Beziehungen mit mehreren Partnern, Behinderte und andere.

Die sexpositive Bewegung fordert gleiche sexuelle Rechte für alle, die unabhängig von der Art der Beziehung, der sexuellen Orientierung , körperlichen Eigenschaften oder Vorlieben gewährt werden sollen. Das einzige, was in einer sexuellen Beziehung zählen sollte, ist der Konsens. Damit ist gemeint, dass es keine gesellschaftlich definierten Normen bei sexuellen Beziehungen oder Handlungen mehr geben soll. In Zukunft soll es nur noch auf 2 Punkte ankommen:

  • Handlungen erfolgen im Konsens (gegenseitiges Einvernehmen)
  • Handlungen verursachen keine permanente Schädigungen oder
    Beeinträchtigungen.

Was fordert die sexpositive Bewegung?

Sie fordert ein Ende der Ungleichheit und der ungerechten Behandlung von sexuellen Beziehungen, die nicht der so genannten “Norm” entsprechen. Auf diesem Gebiet herrscht bis heute in der Gesellschaft eine Doppelmoral. Per Gesetz ist zwar eine Diskriminierung aus sexuellen Gründen verboten, in der Praxis existiert sie jedoch sehr wohl. Dafür gibt es im Alltag unzählige Beispiele. Zwei Männer, die sich in der Öffentlichkeit an den Händen halten oder gar Zärtlichkeiten austauschen, ernten böse Blicke und spitze Bemerkungen, so dass ein Spaziergang zum Spießrutenlauf wird.

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Behinderte oder Senioren, die in Heimen untergebracht sind, haben keine Möglichkeit, ihre Sexualität auszuleben, weil es dort keine Privatsphäre gibt. Heterosexuelle Paare mit einem großen Altersunterschied werden schief angesehen. Menschen, die in einer Beziehung mit mehreren Partnern leben, müssen fürchten, dass ihnen die Wohnung gekündigt wird oder dass ihnen die Nachbarn die Polizei wegen Ruhestörung auf den Hals schicken.

Andere Vorkommnisse, die bis heute immer wieder passieren, ist die Diskriminierung, die Prostituierte und andere in der Erotikbranche Beschäftigte erfahren. Wenn ihre Tätigkeit bekannt wird, riskieren sie unter anderem, ihre Wohnung oder den Arbeitsplatz zu verlieren oder das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen zu bekommen. Die Beispiele ließen sich noch lange fortsetzen. Bis die Öffentlichkeit eine sexpositive Haltung einnimmt, ist es noch ein weiter Weg.

Wofür steht die sexpositive Bewegung?

Sexpositive Bewegung fordert Konsens für jede sexuelle BegegnungDie Bewegung fordert eine Beseitigung der Ungleichbehandlung und offener oder versteckter Diskriminierung aus sexuellen Gründen. Sie wollen eine Abkehr von den noch immer im Bewusstsein der Menschen verankerten Normen. Bereits der Name sexpositive Bewegung verrät ja bereits, wofür sie steht. Sie vertritt einen lebensbejahenden Standpunkt. Sex ist ein wichtiger Teil des Lebens. Nach dem Selbsterhaltungstrieb ist der Geschlechtstrieb der stärkste Instinkt des Menschen. Das bedeutet, jeder Mensch hat das Recht, seinen Sextrieb auszuleben. Es gibt keine Perversionen oder unnormales Verhalten. Allerdings besteht die sexpositive Bewegung auf den Konsens. Das bedeutet, alle sexuellen Handlungen dürfen nur im gegenseitigen Einvernehmen erfolgen.

Warum haben so viele Menschen negative Haltungen zu sexuellen Fragen? Die Hauptgründe dafür sind Unwissen und Unsicherheit. Angesichts der Tatsache, dass heute über das Internet fast jeder auf Pornos zugreifen kann, sollte man meinen, dass die Menschen über das Thema Sexualität gut informiert sind. Die sexpositiveBewegung stellt jedoch immer wieder fest, dass diese Annahme nicht den Tatsachen entspricht. Viele Leute beschäftigen sich kaum mit diesen Themen. Sie vertreten beispielsweise noch immer die Ansicht, dass Homosexualität widernatürlich oder abartig sei.

Mitmenschen, die sich offen dazu bekennen, werden als Bedrohung wahrgenommen. Aus dem Unwissen wird Unsicherheit, denn der Mensch fürchtet das Unbekannte. Weil andersartige Menschen gefürchtet werden, wächst diese Furcht zu Diskriminierung heran. Das kann sich im Extremfall bis zu tätlichen Angriffen und anderen kriminellen Akten steigern.

Ist in der sexpositiven Bewegung alles erlaubt?

Nein, natürlich nicht. Auch die sexpositive Bewegung ist sich bewusst, dass es Straftaten gibt, die aus sexuellen Motiven begangen werden. Dazu gehören unter anderem Vergewaltigungen, Sex mit Kindern, Minderjährigen, hilflosen oder abhängigen Personen oder auch Sex mit Tieren. All diese und eine Reihe weiterer Fälle haben jedoch eine Gemeinsamkeit. Es liegt kein Konsens vor.

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Entweder ist der “Partner” von vornherein mit der sexuellen Handlung nicht einverstanden oder er bzw. sie ist nicht in der Lage, seinen Konsens zu geben, weil er im Grunde genommen gar nicht begreift, um was es geht und was geschieht. Derartige Abweichungen von der Norm werden auch von den Anhängern der sexpositiven Bewegung abgelehnt und durch die zuständigen staatlichen Stellen verfolgt und geahndet, notfalls sogar mit einer Freiheitsstrafe.

Wie will die sexpositive Bewegung ihre Ziele erreichen?

Sexpositive Bewegung fordert Konsens für jede sexuelle BegegnungEines ist klar: eine sexpositive Haltung lässt sich nicht durch Zwang herbeiführen. Das zeigt bereits die aktuelle Situation. Diskriminierung, auch aus sexuellen Gründen, ist offiziell verboten. Wie die weiter oben angeführten Beispiele zeigen, existiert sie aber trotzdem im Alltag. Daran können selbst schärfere Gesetze oder elektronische Überwachung nichts ändern. Stattdessen setzt die sexpositive Bewegung auf Überzeugungsarbeit und Erziehung, auch und gerade bei Erwachsenen. Sie müssen lernen, tolerant gegenüber anderen zu sein.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, zu lernen dass Menschen, die anders sind als man selbst nicht automatisch schlecht oder gefährlich sind. Die Menschen brauchen noch nicht einmal andere sexuelle Praktiken oder Orientierungen auszuprobieren. Sie müssen lediglich einsehen, dass die anderen gleichwertig mit ihren eigenen Vorstellungen sind und ihre Ansichten respektieren.

Die sexpositive Bewegung ermuntert zum Beispiel Paare oder auch Freunde, Nachbarn und Kollegen, offen über solche Themen zu sprechen. Dabei stellt sich häufig heraus, dass die eigene Meinung, die als normal und richtig angesehen wurde, auf Vorurteilen, Halbwahrheiten und verdrehten Fakten besteht. Durch ein ruhiges, sachliches Gespräch lernt man die andere Seite kennen. Das führt zum Abbau der Unsicherheit und letztendlich zum Abbau der Ungerechtigkeit.

Zusammenfassung

Die sexpositive Bewegung setzt sich für eine Abschaffung der sexuellen Diskriminierung im Alltag ein. Sie will eine sexpositive Haltung erreichen, die bedeutet, dass alle sexuellen Verhaltensweisen und Orientierungen als normal gelten, so lange sie im Konsens erfolgen und dabei niemand geschädigt wird. Bis dieses Ziel erreicht wird, hat die sexpositive Bewegung noch jede Menge Arbeit vor sich, denn das Ziel kann nur durch Überzeugungsarbeit erreicht werden.

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