Irre! Dieser Trans Vater hat einen Sohn geboren

Von Carlos Galvez Otoño
Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Irre! Dieser Trans Vater hat einen Sohn geboren
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Trans Vater bringt einen Sohn zur Welt

Der Fall von Daniel Masch erregte vor kurzem Aufmerksamkeit in den Medien. Herr Masch ist ein Trans Vater und brachte nach einer langen und komplizierten Schwangerschaft einen Sohn zur Welt. Er ist stolz darauf, es geschafft zu haben und berichtet über die schwere, aber auch schöne Zeit.


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Was ist überhaupt ein Transvater?

Als Trans oder in Daniels Fall Trans Vater werden Menschen bezeichnet, die fühlen, dass sie das falsche Geschlecht haben. Experten schätzen, dass ungefähr eine von zweihundert Personen sich als Trans (Abkürzung für Transgender) fühlt. Transfrauen wurden als Männer geboren, fühlen aber, dass sie eigentlich Frauen sein sollten. Transmänner, so wie Daniel, kamen als Mädchen zur Welt, wollen aber als Männer leben. Um das bei der Geburt offiziell dokumentierte Geschlecht zu ändern, sind eine Reihe komplizierter Prozesse notwendig. Der Vorgang heißt Transition und kann vielleicht am besten mit Umwandlung übersetzt werden.

Was passierte mit Daniel und wie wurde er Trans Vater?

Irre! Dieser Trans Vater hat einen Sohn geborenDaniel wurde als Mädchen geboren. Mit dem Einsetzen der Pubertät merkte er schnell, dass er kein Mädchen sein wollte. Er begann, sich als Mann zu fühlen und auch zu verhalten, obwohl er körperlich eine Frau bzw. ein Mädchen war. Im Laufe der Zeit nahm er den komplizierten juristischen Prozess in Angriff, seinen Namen zu ändern, sozusagen der rechtliche Teil der Transition. Der Trans Vater war hin und her gerissen. Einerseits bandagierte er seine Brüste, um wie ein Mann auszusehen, andererseits nahm er kein Testosteron ein. Das männliche Hormon fördert die Umwandlung des weiblichen in einen männlichen Körper. Es bewirkt beispielsweise, dass die Barthaare wachsen und die Stimme tiefer wird. Experten empfahlen dem Trans Vater, mit der Hormontherapie noch zu warten, weil das schädlich sein könnte, wenn er schwanger werden würde.

Was hat es mit Daniels Schwangerschaft auf sich?

Daniels Sohn kam im Jahr 2015 auf die Welt. Der Trans Vater war einer der wenigen Menschen mit diesem Status, der eine Schwangerschaft durchlebte. Andere Trans Väter drückten ihm deshalb ihre Bewunderung und Respekt aus. Noch heute lebt Daniel mit dem Vater seines Sohns zusammen, auch wenn er sich inzwischen immer mehr als Mann fühlt. Trotz (oder auch wegen) seines Status war Daniel eine gute Mutter. Der Trans Vater hatte es jedoch nicht einfach, da er mit seinem Status als Trans auf wenig Verständnis traf. Daher nahm er auch nicht an Kursen zur Vorbereitung der Geburt teil, obwohl er die Hilfe und Unterstützung, die Schwangere dort erfahren, besonders dringend gebraucht hätte. Er ließ sich jedoch nicht entmutigen, sondern bereitete sich selbst vor.

Eine schwere Schwangerschaft und Geburt

Die Schwangerschaft war für den Trans Vater eine große Herausforderung. So manches Mal war er am Ende seiner Kräfte und Nerven. Eigentlich ging es komplett gegen Daniels Absichten. Er wollte auch äußerlich ein Mann werden, sein Körper produzierte aber in der Zeit weibliche Hormone ohne Ende. Es spricht sehr für Daniels Charakter, dass er diese Strapazen für das Wohl des Kindes auf sich nahm und seine eigenen Bedürfnisse als Trans Vater zurückstellte und mit der Transition wartete.

Transmann schwängern?

Das die Geburt schwer verlief, wäre eine Untertreibung. Sie dauerte 4 Tage! Das Personal der Klinik wollte bereits aufgeben und war darauf und dran, einen Kaiserschnitt vorzubereiten, da die Blutsauerstoffwerte des Kindes gefährlich niedrig waren. Daniel gelang es jedoch, die Hebamme zu überzeugen, doch noch zu warten. Ihm gelang ein kleines Wunder und er konnte seinen Sohn auf natürlichen Weg zur Welt bringen. In der Klinik machte er übrigens die Bekanntschaft einer Hebamme, die sehr daran interessiert war, das er ein Trans Vater ist.

Wie es nach der Geburt weiter ging

Eigentlich wollte Daniel nach der Geburt seine biologische Transition in Angriff nehmen und sich einer Mastektomie unterziehen. Bei diesem Eingriff werden die Brüste entfernt. Im Rahmen der Operation wollte er sich auch gleich noch die Eierstöcke und den Uterus entfernen lassen. Im Interesse des Kindes verschob der Trans Vater jedoch den Eingriff. Er entschied sich, seinen Sohn zu stillen. Erst sollte es nur für einen Monat sein, dann wurden daraus drei, dann sechs Monate und am Ende ein ganzes Jahr. Erst nach dem Abstillen fing er an, männliche Hormone zu nehmen, um seine Geschlechtsumwandlung zu fördern. Danach dauerte es noch mal drei Jahre, bis Daniel den Eingriff vornehmen ließ.

Wie geht es Daniels Sohn jetzt?

Der Kleine besucht im Moment den Kindergarten. Er ist sich auf kindliche Art der ungewöhnlichen Situation bewusst, dass ihn sein Trans Vater auf die Welt gebracht hat. Von den anderen Kindern wurde er schon verspottet, weil er keine Mutter, sondern stattdessen zwei Väter hat. Eines Tages wird er erfahren, dass sein Trans Vater seine biologische Mutter ist.

Was zeigt dieser Bericht von Trans Vater Daniel?

Er zeigt Stärken und Schwächen der Gesellschaft auf. Noch vor wenigen Jahren wurden Transgender-Personen offiziell diskriminiert. Wenn sie sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen wollten, bedeutete das automatisch auch die Zwangssterilisation. Das hat sich zum Glück heute geändert. Auch ein Trans Vater hat heute das Recht, schwanger zu werden und das Kind auf die Welt zu bringen.

Auf der negativen Seite muss aber vermerkt werden, dass Daniels Fall noch eine große Ausnahme ist. Es gibt zwar Trans Väter, die Kinder haben, die Geburt erfolgte jedoch fast immer vor der Geschlechtsumwandlung. Die meisten Trans Väter im gebärfähigen Alter schrecken vor Erfahrungen mit Schwangerschaft und Geburt zurück. Auch im sozialen Umfeld gibt es in vielen Fällen nur wenig Verständnis. Trans Männer und Frauen müssen sich immer wieder dumme Bemerkungen anhören oder werden gemieden. Zum Glück hat der Trans Vater Daniel einen Mann, der zu ihm hält, ihn liebt und auf den er sich verlassen kann. Auf dieser Grundlage ist der Trans Vater in der Lage, der Zukunft gefasst entgegen zu sehen. Gemeinsam wird die ungewöhnliche Familie es ganz sicher schaffen.


Foto: Miguel Ferraz Araújo

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