Intoleranz! Wo sind die Meinesgleichen?

Von Valérie Francès-Pecker
Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten
Intoleranz! Wo sind die Meinesgleichen?
Intoleranz! Wo sind die Meinesgleichen?

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Darf ich mich trauen so etwas öffentlich zu sagen?

Ich mache es jetzt einfach!

Toleranz und Intoleranz liegen dicht beieinander. Sehr dicht. Manchmal scheint der Übergang fließend. Wie bitte? Ja, fließend. Doch was haben Graf Dracula, 50 Shades Of Grey und Vanillas damit am Hut? Fragen und Antworten suchen wir alle. Und die meisten möchten einfach nur unter Ihresgleichen sein.


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Intoleranz! Wo sind die Meinesgleichen?Entwurf 1:

Eure Intoleranz kotzt mich an…

Zeigt mir eine Subkultur, in der mehr mit dem Finger auf andere gezeigt wird als in unserer. Erst wollen alle dazu gehören und dann zerfleischen wir uns gegenseitig? Weil SM heute zum guten Ton gehört? Lächerlich.

Ihr erinnert mich an pubertierende Twighlight-Fans, die jetzt „düster“ sind, weil der Hauptdarsteller ja ach so niedlich ist. Was ist aus dem guten alten Grafen Dracula geworden, der noch echtes Menschenblut getrunken hat? Ist der jetzt weniger Vampir? Ist der jetzt „krank“? Ich hätte Lust die Szene einmal grundlegend durchzufiltern.

Entwurf 2:

Eure Toleranz kotzt mich an…

Ja, richtig gelesen. Reden wir Klartext: Nicht ihr seid es, die intolerant sind, sondern ich bin es. Das ist mir gerade wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich habe mich immer als tolerant betrachtet, denn nichts gab es, was mich wirklich schockieren konnte, keine noch so absurde Neigung, kein noch so krasser Fetisch. Je extremer, je härter, desto mehr fand es meine Aufmerksamkeit. Nein, meine Intoleranz geht genau in die andere Richtung, in Richtung derjenigen, die sich als SMer bezeichnen, in meinen Augen aber keine sind.

Das viel diskutierte „50 Shades of Grey“ hat seinen Teil dazu beigetragen. Macht es Sinn, da noch Aufklärungsarbeit unter den Vanillas zu leisten? Ist das nicht ein Kampf gegen Windmühlen? Die Medien verbreiten klar die Aussage „Das ist SM“ und Leute kommen zu mir und benutzen Worte wir „Bondage-Sex“ oder „Fetisch-Sex“. Halloho? Was hat Bondage oder Fetisch mit Sex zu tun? Nichts – in meinen Augen. Seit jeher verbanne ich sexuelle Handlungen aus meinen Filmen. Weil sie in meinen Augen nichts mit SM zu tun haben. Weil das in meinem persönlichen SM keine Rolle spielt. Ich hatte lange angenommen, ich stünde damit nicht alleine. Bis mir die Augen geöffnet wurden. Bis jemand zu mir sagte „Nicht die Sexualorientierten sind die Ausnahme – wir sind es“.

Ich habe keinen SM zur Befriedigung meiner sexuellen Lust, ich habe Lust in meinem Kopf, nicht zwischen meinen Beinen. Ich stehe weder auf Codewörter noch auf Ampelspielchen, ich will das Totale, das Extreme, das Absolute. Und ich finde, dass ein Sklave ein Sklave ist und keinerlei Ansprüche auf Do’s und Dont’s hat. Ich mag keine Tabulisten und Ausschlüsse irgendwelcher Praktiken. Ich mag extreme Spiele, ich mag extreme Meinungen, ich mag extreme Menschen.

Wo bleibt meine eigene Toleranz gegenüber den anderen?

Gegenüber denjenigen, die nicht so denken, die nicht so ticken wie ich? Und das sind die meisten. Wenn ich alle diejenige „wegfiltern“ würde, die nicht in mein eigenes, persönliches Denkschema passen, dann bleiben da nicht mehr viele übrig. Überhaupt irgendjemand? Manchmal bedauere ich es ein wenig, dass ich nicht zur „fickenden Gesellschaft“ gehöre. Haben die es einfacher? Definiert ihr auch so viel an euch und euren Sexualpartnern herum, wie wir das tun, oder geht das da nicht einfach nur um – Sex? Um Orgasmen, Lust und Befriedigung? Wie glücklich ihr euch doch schätzen könnt, gibt es doch so viele mögliche Sexualpartner für euch. Wir müssen da schon viel akribischer suchen!

Beneide ich die Vanillas darum? Nein. Warum nicht? Weil es nichts brächte. Ich gehöre einer Subkultur an, die so viele Facetten kennt wie kaum eine andere. Denn sie zieht Leute verschiedenster Sub-Subkulturen an und das, was sich dann da sammelt, ist ein überdimensionierter bunter Haufen. Und innerhalb dieser Subkultur suche ich die Sub-Subkultur derer, die so sind wie ich.

Intoleranz liegt mir eigentlich fern – ich will doch nur unter Meinesgleichen!

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